Mein persönlicher Weg …
Felsen haben in meiner Jugend eine sehr große Rolle gespielt – allerdings wollte ich sie viel lieber erklettern als durchschreiten. Die Berge faszinierten mich einfach: in ihrer klaren Form und Schönheit, in ihrer Wildheit inmitten unserer Kulturlandschaft. Als Teenager liebte ich die Felsen, Berge und das Bergsteigen mit jeder Faser meines Herzens. Bis ich Mitte 20 war, waren sie mein absoluter Lebensmittelpunkt – Berge in Nord- und Südamerika, in Europa und Asien. Doch das Leben ging ja weiter, und wie schon Oskar Wilde meinte, sind Herzen dazu da, um gebrochen zu werden.
Manche brechen sanft, wie ein weicher Same, aus dem eine neue Pflanze keimt. Aber meines hing zu sehr an zu Vielem, und es weigerte sich hartnäckig, nachzugeben. Aber wer schon einmal beobachtet hat, wie Grashalme eine Asphaltdecke sprengen, um frisch und grün durchzuwachsen, bekommt eine Ahnung von der Kraft des Lebens, das sich seinen Weg bahnt.
Es folgten Jahre des Chaos
Es folgten Jahre des Chaos, der Angst und der Schmerzen, weil ich eine jugendliche Bergsteigerin bleiben wollte anstatt erwachsen zu werden. Erwachsen zu sein erschien mir endlos öde, eine entzauberte Reihe mechanischer Pflichten. Irgendwann – und das hat rein gar nichts Heroisches an sich – gab ich einfach auf. Es war, als würde ich sterben, so unglücklich war ich darüber. Nein – nicht nur unglücklich, leer.
In diesem Zustand der inneren Leere radelte ich mit einer Freundin durch Island. Die Reise ist eine Geschichte für sich, bei der ich zum ersten Mal bewusst miterlebte, wie die äußere Natur auf innere Prozesse wirkt und wie beide in Wechselwirkung treten können. Das war viel faszinierender, als alles, was ich bisher gelernt oder erlebt hatte. Die Leere, die durch den Verlust meiner Identität als Bergsteigerin entstanden war, füllte sich mit einem Mal – ich konnte, banal ausgedrückt, den Rest der Welt wieder sehen. Und auf einmal war das ganz Normale – das, was einfach da ist – faszinierender als Extremsport. Wenn ich so daran denke, erscheint es mir als Wunder. Was laufen wir Menschen doch allem nach – wo das Wunder des Lebens mit aller Pracht direkt vor unserer Nase steht!
Aber ich schweife ab.
Wieder zuhause angekommen begann der lange Weg des Alltäglichen, ein steiniger Pfad mit allen Mühen der Ebene, die ich so lange gescheut hatte. Und ich finde es noch immer schwieriger, in ein Wirtshaus zu gehen als in einen Wald.
Ich stürzte mich auf Weiterbildungen, die mit dem menschlichen Erleben in der Natur zu tun hatten. Und auf die verschlungenen Pfade der Erforschung des menschlichen Geistes – von Psychotherapie bis Buddhismus. Ich war voller Erlebnisse und Ideen – aber was sollte ich mit ihnen anfangen?
Im Jahr 2008
Im Jahr 2008 bekam ich von meinen Eltern, die Wüstenfans sind, eine Reise nach Algerien geschenkt. Auf dieser Reise wiederholte sich das „Island-Muster“, das man so beschreiben könnte: „Geh mit einem Thema, das dich wirklich zutiefst berührt, raus in die Natur, und schau was passiert.“
Wir hatten eine wirklich wunderbare Reiseleiterin, Inga aus der Schweiz, und wir beide verstanden uns ganz großartig. Es war eine wunderschöne Gegend, durch die wir auf unseren Kamelen ritten. Abends veranstalteten die Tuareg, die uns begleiteten, Teezeremonien am Feuer, wir trommelten und hörten Geschichten … Immer wieder kamen wir an uralten Felsmalereien vorbei, die mich sehr berührten. Was für ein Leben hatte es in dieser Wüste früher gegeben! Und doch war ihre karge, sandig – felsige Schönheit faszinierend.
Irgendwann ritten wir an einem wunderschönen Felsentor vorbei. Eine Stunde später schlugen wir unser Lager an einem Platz auf, der schon vor tausend Jahren benutzt worden war. Am nächsten Tag schlich ich mich im Morgengrauen zurück zum Felsentor. Darunter sitzend erlebte ich einen überwältigenden Sonnenaufgang. Und ich war irgendwie überzeugt davon – egal, was ich beruflich machen würde, ich würde die „Natur dahinter“ einbeziehen – auch wenn ich noch keinen konkreten Plan hatte wie.
Viele Jahre später
Viele Jahre später – sieben, um genau zu sein – hatte ich schließlich vor, mich im Bereich Natur- und Erlebnispädagogik selbstständig zu machen. Über einen Namen für das Unternehmen nachdenkend wanderte ich im Höllengebirge (Oberösterreich) umher. Da entdeckte ich einen hübschen mittelgroßen Steinbrocken mit einem runden Loch in der Mitte. Ein Mini – Felsentor! Nach einem weiteren Jahr reiflicher Überlegung war ich soweit, dass ich mich mit fundierten Konzepten und Angeboten an die Öffentlichkeit wagte – und wie die Geschichte weiter geht, werden wir sehen …